Solo Trip – Egoistisch auf Zeit

„We have nothing to lose and a world to see”

Als ich angefangen habe Artikel für meinen Blog zu schreiben, da standen vor allem Dinge wie die Packliste, der Koffer und meine Reise-Essentials auf meinem Zettel. Als ich dann aber angefangen habe nach und nach Freundinnen von dieser kleinen Idee zu erzählen, da kam schnell auf, dass das Thema Mindfulness und positives Reisen ganz oben auf der Liste stehen sollte.

Oft haben female solo Reiseblogs einen etwas vorsichtigen Unterton. Dos and Dont’s für Frauen unterwegs. All diese Punkte sind super wichtig und haben auch mich beschäftigt. Aber was ich heute unterstreichen möchte, ist der Impact, den das alleine Reisen auf mich als Person hatte und auch zu Hause wieder im Alltag immer noch hat.

Wir Menschen sind Rudeltiere, am liebsten umgeben wir uns mit lieben Menschen, Gleichgesinnten oder Familie. Anerkennung und Bestätigung von außen, ist das was uns oft antreibt. Auf Reisen möchte man das Erlebt mit Jemanden teilen. Für mich stand schon früh fest, dass der Mangel eines Reisepartners für mich kein Hindernis an der Reise selbst sein wird. Gedanken, die ich hatte waren alleine Essen, alleine eine Aktivität machen, alleine ins Kino gehen, die neue in einem Hostelzimmer sein, alleine in schwierigen Situationen agieren, alleine die volle Verantwortung tragen.

Auf diese Ängste hatte ich auch noch keine Antwort, als ich losgezogen bin. Aber zirka an Tag drei kam dann die wunderbare Erkenntnis: Ich war in Auckland gelandet und wollte natürlich sofort die Stadt erkunden. Der Reiseführer hat den Coast-to-Coast Walk (einmal quer durch die Stadt zu Fuß) vorgeschlagen. Ich also Sachen gepackt und los. Nach aber nicht mal der Hälfte der Strecke packte mich der Jetlag und mich verließen Lust und Kräfte, ich war müde und wollte zurück ins Hotel. Und da traf es mich: Ich war alleine unterwegs. Ich konnte tun und lassen was ICH wollte!

Ich hatte mir zwar vorgenommen, diesen Walk an diesem Tag zu absolvieren, aber niemand erwartete es von mir. Es gab keine andere Person, auf die ich Rücksicht nehmen musste und keiner beurteilte meine erbrachte Leistung, schließlich war ich im Urlaub.

Dieser Gedanke, hat mich die gesamten vier Monate getragen. ICH war das Maß der Dinge. Ich habe mir zwar einen Plan oder ein Ziel gesetzt für einen Tag, aber ich bin immer nur so weit gegangen, wie ICH wollte und konnte. Das hatte zur wunderbaren Folge, dass ich in der ganzen Zeit in der ich alleine unterwegs war KEIN EINZIGES MAL über meine persönlichen Grenzen gegangen bin. Ich konnte auf mein Bauchgefühl hören und in mich hinein fühlen, ob sich das geplante immer noch gut anfühlt oder ob ich spontan ein alternatives Programm machen oder sogar abbrechen wollte.

Natürlich ist es super wichtig im Alltag an andere zu denken und zu Hause passiert das auch natürlich ganz automatisch. Auch wenn man mit Freunden oder Familie gerne Kompromisse eingeht, die einem nicht schwer fallen, so sind es am Ende doch immer Kompromisse. Und natürlich habe ich unterwegs Leute getroffen und mit denen Dinge gemeinsam unternommen, ich war nicht die ganze Zeit alleine. Aber auch da fiel es viel leichter nach dem eigenen Sinn zu handeln, weil es eben Reisebekanntschaften waren und Niemand, dem gegenüber man Verpflichtungen hatte. (Und das Schöne an Reise-Freunden ist, dass alle in der gleichen oder einer ähnlichen Situation sind und solche Entscheidungen akzeptiert werden.)

Ja, das alleine sein war in manchen Situationen befremdlich, aber wenn man sich mal ganz bewusst in eine Situation wie essen, Kino oder Co. begibt (also nicht mit Buch oder Handy ablenkt) dann fällt einem auf, das nichts Schlimmes dabei ist, sondern dass es im Gegenteil sogar Spaß machen kann. Denn meistens dann wenn man sich nicht ein-igelt, trifft man andere Menschen, die auch offen sind. Ich hatte viele Begegnungen, die nur für eine Situation angehalten haben. Einen Kaffee am Flughafen oder ein Essen am Strand. Keine Erwartungen, die über die geteilte Situation hinaus gingen und das war wunderbar.

So eine Reise alleine hat mir die Möglichkeit gegeben mal im ganz positiven Sinne egoistisch auf Zeit zu sein. Und alleine für diese Erfahrung -neben all den unvergesslichen Eindrücken- bin ich froh den Schritt gewagt zu haben und würde auch jedem Anderen empfehlen, zumindest einmal auszuprobieren, alleine zu verreisen.

Und zurück zu Hause und im Alltag hilft es mir oft daran zurück zu denken und mich zu erinnern, etwas öfter auf die innere Stimme zu hören und meine eigenen Grenzen zu respektieren.

Also falls ihr auf ein Zeichen gewartet habt, es zu wagen, hier ist es! War jeder Tag in den vier Monaten ein guter? Nein, natürlich nicht, aber ich habe jeden Tag bewusst erlebt und mich dabei ganz und gar auf mich konzentrieren können.

Und für alle, die immer noch Bedenken wegen des alleine sein haben, habe ich noch eine Buchempfehlung: „Geh schon mal in dich, das Glück kommt dann nach“ von Paula Lambert befasst sich unter anderem damit, sich selbst den schönsten Tisch im Restaurant zu bestellen und sich dabei selbst genug zu sein.

1 Kommentar zu „Solo Trip – Egoistisch auf Zeit“

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